‚Plus Size‘ = ‚krank‘?! – Stimmt das?

Hallo ihr Lieben,
mit diesem Blog-Post möchte ich mit einem ständigen Diskussions-Thema der letzten Zeit ein bisschen aufräumen. Zwar werdet ihr sagen: „Aufräumen, haha! Es ist doch ihre eigene Meinung.“, doch ich werde meine Meinung hier wissenschaftlich belegen, da das Thema schon zahlreich untersucht wurde.

Gestern las ich einen Bericht der „WOMAN“ auf Facebook über das beeindruckende Cover der neuen „Sports Illustrated“. Wahrscheinlich kennt es jetzt schon jeder von euch – es zeigt die wunderschöne Ashley Graham. Eigentlich bisher kein üblliches Motiv in diesem Zusammenhang – da die schöne Ashley ja ein PLUS SIZE Model ist. Plus Size und „SPORTS Illustrated“?

 

https://i0.wp.com/img2.timeinc.net/people/i/2016/stylewatch/blog/160229/si-ashley-graham-600x800.jpg 
Quelle: http://stylenews.peoplestylewatch.com/2016/02/15/ashley-graham-sports-illustrated-cover-not-retouched/

Für „Aktivisten“ von Body-Acceptance wie mich ein absoluter Sieg. Endlich ein Plus Size Model auf einem so wichtigen Cover. Endlich schaut die Welt zu und vielleicht verändert sich dadurch etwas in den Köpfen der Gesellschaft und bei den Standarts der Modeindustrie. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Kurz war meine Freude – auf Facebook ja auch kein Wunder – denn ich  machte mal wieder den Fehler die Kommentare zu lesen. Dieser war direkt der Erste:

Quelle: Facebook

Sich über solch einen Kommentar zu ärgern, sollte man sich auf Facebook schnellstmöglich abgewöhnen. Allerdings entschied ich, es zu einem Blogpost zu machen. Denn als Plus Size Model muss ich mir sowas – öfter als ihr denkt – auch im Alltag anhören.
EMails mit Nachrichten von Freunden von Freunden eines Freundes, die meinen sie möchten mir noch eine „Chance“ geben mich zu erklären, warum ich soetwas wie „Plus Size Modeln“ überhaupt mache. Es sei „Schönreden von Fettleibigkeit“ und „Promotion für Übergewicht“ – wir würden die Gesellschaft zu einem kranken Lebenstil verleiten.
Auch mit meiner Schwester, die als Krankenschwester arbeitet, hatte ich diese Diskussion schon zu Hauf. Sie ist ebenfalls der Meinung, „Plus Size“ heißt „übergewichtig“ und Übergewicht geht einher mit Krankheit, früherem Tod und sonstigen körperlichen Beschwerden. Also gelte das auch für Frauen wie Ashley Graham – so ihre Meinung.
Versteht mich nicht falsch – ich widerspreche diesem „medizinischen“ Schluss nicht vollkommen. Starkes Übergewicht bzw. Adipositas hat eine Verfettung der Organe zur Folge, kann zu Diabetes führen und zu Rückenbeschwerden – und und und.
Das Problem unserer Gesellschaft ist nur: AB WANN IST MAN ZU DICK. Leider sind bei jüngeren Generationen immer wieder eine gefährliche Tendenzen zu sehen – das Bild des „how to be“ wird immer und immer dünner. So gilt man ja auch immer früher als „zu dick“.

Da nicht immer alles schwarz und weiß ist, möchte ich euch gern meine Meinung zu ein paar Unterthemen schildern:

  1. „Plus Size Models leben in Bequemlichkeit und Völlerei.“
    Das ist absolut FALSCH. Ein Plus Size Model muss ebenso Sport treiben und sich gesund ernähren wie jedes andere Model auch. Natürlich fällt die strenge Diät weg, die viele Size-Zero-Models einhalten müssen um so auszusehen, wie sie ausehen. Keine Nulldiäten und kein Essen von Wattebäuschen bedeutet aber nicht gleich „Dauergast bei McDonalds“. Unser Essverhalten und unsere körperliche Betätigung schlägt sich in viel mehr nieder als in einer schlanken Linie. Ob sich ein Mensch gesund seinem Körper gegenüber verhält, sieht man oft besonders deutlich an Gemüt und Haut. Folglich muss ein Plus Size Model wie Ashley Graham gesund essen und Sport treiben um Hautunreinheiten zu vermeiden und die Haut straff zu halten. Sonst wird man wohl kaum ein gut bezahltes, internationales Model. Nur ein hübsches Gesicht reicht da nicht.
  2. „Die Gesundheit eines Plus Size Models ist gefährdet.“
    Die körperliche Fitness eines Menschen erkennt man nicht zwangsläufig am äußeren Erscheinungsbild. Viele schlanke Menschen, die ihr im Alltag so trefft, treiben kaum Sport. Das Verhältnis von Muskeln zu Fett – und in dem Fall „kaum Muskeln“ – kann dazu führen, dass man zwar gesund aussieht, die Organe aber trotzdem verfettet sind. Ein Plus Size Model mit einem höheren Gewicht, das regelmäßig Sport treibt, kann also über wesentlich mehr Muskeln verfügen und schlussendlich  gesünder sein, als ein schlanker Mensch.

  3. „Fett am Körper ist gesundheitsschädlich.“
    Jetzt kann man sagen „Plus Size Models haben Fett am Körper. Das sieht man ja!“. Das ist richtig. Aber wusstet ihr auch, dass es gutes Fett gibt? So hat man in der Entwicklungspsychologie und Evolutionären Psychologie herausgefunden, dass besonders Frauen wichtige Fettreserven haben. Das sogenannte gluteo-femorale Fett der Frau hat sogar einen positiven Effekt. Dieses Fett gilt als „privilegierter Speicher für Fette, die für den Gehirnaufbau obligatorisch sind“. Dieser Speicher enthät langkettige mehrfach ungesättigte Fettsäuren (insbesondere Omega-3 docosahexaenoic acid (DHA)). Er wird beim Stillen, nach der Geburt eines Kindes, für die Muttermilch in Teilen abgebaut.
    Auf den Punkt gebracht heißt das folgendes:“Frauen mit viel von diesem Fett haben
    (1) intelligentere Babies/Kinder,
    (2) sind selbst intelligenter,
    (3) haben auch mehr ovulatorische Zyklen.“
    (nach Prof. Harald A. Euler, PhD, Gastwissenschaftler, Uni Wien)Wer kann jetzt noch sagen, welches das BÖSE FETT ist?

    (Nachzulesen bei: Euler, H. A. (2014). Entwicklung und Evolution. In L. Ahnert (Hrsg.), Theorien in der Entwicklungspsychologie (S. 60-93). Heidelberg: Springer Verlag.)

  4. „Die Wissenschaft hat bewiesen, dass Übergewicht ausschließlich schädlich ist.“
    STIMMT NICHT. Man hat sogar herausgefunden, dass Menschen mit leichtem Übergewicht eine höhere Lebenserwarung haben. Die Sterblichkeit der Stichprobe mit einem BMI von 25-30 lag ganze 6% unter der Sterblichkeit Normalgewichtiger. Auch bei schon als fettleibig geltenden Personen mit einem BMI von 30-35 konnte kein Effekt dessen auf die Sterblichkeit nachgewiesen werden – man ist einfach robuster gegenüber Krankheit und Infektion. Lediglich ab einem BMI über 35 erhöht sich laut dieser Studie die Sterblichkeit des Menschen.
    (Ein Link für Interessierte: http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/uebergewicht-und-lebenserwartung-vom-nutzen-des-fettes-1.1563403)

MEIN FAZIT: Auf seine Gesundheit zu achten ist sehr wichtig und natürlich sollte man stets sein Gewicht im Blick behalten. Bei fremden Personen allerdings davon auszugehen, dass sie – nur weil sie ein paar Kleidergrößen größer als man selbst tragen – krank sind… Sorry, ich finde das geht gar nicht. Plus Size Models (soweit diese nicht stark fettleibig sind) sollten uns dazu bringen, unser Schönheitsideal und unser Bild vom „Dick sein“ zu überdenken. Sie arbeiten genauso hart wie andere Models an sich und ihrem Körper. Und da die meisten sich in einem wenn überhaupt LEICHT ÜBERGEWICHTIGEN Bereich befinden (Kleidergröße 42/44) müssen sie sich in der Regel keine Sorgen deswegen machen. Denn wir haben ja gelernt: das richtige Fett (im richtigen Maß) macht unsere Babys (und uns) schlauer und lässt uns vielleicht sogar noch ein bisschen länger leben.

Und dann sollte stets noch gelten: not your business. Denn ich muss sagen, ich bin nicht neidisch auf den Bauch oder Po von Ashley Graham, sondern auf ihre Zufriedenheit mit sich selbst. Sie demonstriert immer wieder wie glücklich sie mit ihrem Körper ist. DAS ist absolut beneidenswert.

Ich weiß, mein Blog startet hier mit einem laaaaaaangen Post und einem heiklen Thema. Wenn es euch gefallen hat, dann folgt mir doch. Oder teilt es. Oder schaut demnächst mal wieder rum.
Eure Stephie

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