Hinter den Kulissen der Plus Size Community – MANDY W. – Teil 3

Schön, dass ihr wieder dabei seid!

Hier kommt er nun: Teil 3 der Interviewserie zur Feier des Tages. Ich hoffe ihr habt bereits
den Beitrag über die tolle Dina gelesen – falls nicht, hier entlang: Dina Wacker – Miss Plus
Size Germany 2015.
Weiter geht es mit einem Beitrag über Mandy. Mandy modelt schon seit einiger Zeit und hat
dazu letztes Jahr an der Misswahl zur „Fräulein Kurvig“ teilgenommen. Wie es ihr erging,
was sie mitgenommen hat und wie es für sie weitergeht, lest selber:

Name:  Mandy
Alter: 23
Wohnort: Kiel
Hauptberuf: Kauffrau für Versicherungen und Finanzen
Konfektion: 42
Website/Blog/Sonstiges: http://www.facebook.com/mandywllthmodel

(c) Mandy W.
(c) Mandy W.
    1. Wie bist du auf ‚Fräulein Kurvig‘ gekommen?

      Ehrlich gesagt, weiß ich das gar nicht mehr genau…ich glaube es war Facebook. Ich habe mich einfach spontan mit Fotos und Infos über mich beworben, irgendwann spät abends, kurz bevor ich ins Bett gehen wollte. Dann hab ich das Ganze relativ schnell wieder vergessen, bis ich eines Morgens noch im Halbschlaf die Mail gelesen habe, in der stand, dass ich zu den Top 50 gehöre und zum Casting nach Düsseldorf kommen darf. Ich musste erst einmal realisieren, dass das tatsächlich die Bewerbung war, die ich Monate zuvor gesendet hatte und dann alle Daten checken, da eine Anreise nach Düsseldorf von Kiel aus natürlich ein wenig Vorbereitung erfordert. Aber so ungefähr hats angefangen  😉

 

  • Was waren die ersten Reaktionen aus deinem Umfeld? Gab es (auch) negative Reaktionen?

    Ich glaube die ersten, denen ich von dem Casting erzählt habe, waren meine Kolleginnen auf der Arbeit und meine besten Freundinnen. Ich habe nur positive Rückmeldungen bekommen,  es aber auch nicht sofort öffentlich gemacht. Erst, nachdem ich beim Casting war und feststand, dass ich unter den Top 12 bin, habe ich dies auch auf meiner Facebookseite etwas mehr ausgeführt.

 

 

  • Was ist deine Hauptmotivation mitzumachen? Was magst du daran?

    Meine Hauptmotivation, bei diesem Wettbewerb mitzumachen, war natürlich,  dass ich als Plussize-Model gerne erfolgreicher werden möchte und dies leider nicht nur mit TfP-Shootings und einer Facebookseite getan ist. Mir war klar, dass ich durch den Wettbewerb de Chance hatte,  einen Platz in der Modelagentur MOS zu bekommen und hierdurch auch eher an Jobs kommen würde.

 

 

  • Was kannst du über den Contest erzählen? Wie war das? Was hat dir gefallen?

    Der Wettbewerb war eine tolle Erfahrung,  bei der ich viel für die darauf folgende Zeit mitnehmen konnte. Zum einen haben wir „richtige“ Fittings gehabt, Laufstegtraining und viel, viel Choreographie in zwei Tagen gelernt,  nebenbei noch unsere eigene Präsentation vorbereitet und sind vollständig damit beschäftigt gewesen, das alles nicht zu vergessen 😀 Man hat also gelernt,  wie viel Stress eine solche Veranstaltung bedeutet und auch schon einen kleinen Einblick bekommen, das Model sein nicht nur Zuckerschlecke ist. Mir waren zum Beispiel viele der gestellten Kleider zu groß und ich musste das beste daraus machen ..

 

 

  • Was hat dir der Contest gebracht? Was hast du gewonnen? Wie hat es dein Leben verändert?

    Letzten Endes bin ich zwar nicht unter den Top3 gelandet, habe aber trotzdem einen Vertrag mit der MOS Model Agentur bekommen. Ingrid Martin-Zick kam nach der Show zu mir und sagte mir, dass sie mich gerne in die Agentur aufnehmen würde.
    Natürlich bekommt man viele Rückmeldungen zu Bildern oder Ähnlichem, aber wenn die Chefin einer Modelagentur einen in der Agentur haben möchte, ist das doch ein ziemlich gutes Gefühl und eine Bestätigung, dass das, was man tut Hand und Fuß hat 🙂

 

 

  • Wie stehst du zur Bezeichnung „Plus Size“?

    Ich finde das ein schwieriges Thema, da jeder den Begriff anders interpretiert. Für mich persönlich ist es kein negativer Begriff,  sondern einfach ein nicht wertender Begriff,  der Models ab einer gewissen Größe  (meistens ab ca. Größe 40) beschreibt. Viel schwieriger als die Tatsache, dass es eben eine solche Bezeichnung gibt, finde ich die Tatsache,  dass eine Kleidergröße,  die die Durchschnittsfrau in Deutschland trägt (42-44) durch den Begriff als „unnormal“ klassifiziert wird. Ein „normales“ Model trägt Größe 34, maximal 36 (und bei vielen Designern eher 32) . Ein „Plussizemodel“ trägt eine Größe, mit der sich die meisten Frauen in Deutschland identifizieren können und wird trotzdem als etwas „besonderes“ angesehen. Dabei ist eine Größe 42 keineswegs unnormal. Es sind die Medien, die uns vorgaukeln, es gäbe nur Frauen in kleinen Größen mit perfekten Haaren, Top Makeup und einem makellosen Körper. Alles, was nicht in diese Norm passt, findet man dann meist erniedrigend dargestellt auf Sendern wie RTL2 und Serien wie „Frauentausch“oder „Mitten im Leben“ . Aber Nachrichtensprecher, Moderatoren, Serienschauspieler oder Promis, hier zeigen uns die Medien : wir sind erfolgreich und dünn.
    Dabei zeigen Stars wie Beth Ditto, Ashley Graham, Adele oder Barbara Schöneberger, dass man durchaus auch „Durchschnittsgrößen“ tragen darf und trotzdem – oder gerade deshalb – Erfolg hat! Leider wird im Falle von Plussizemodels immer noch von etwas „Besonderem“geredet und Dinge wie „dick im Geschäft „ regen mich viel mehr auf , als die Bezeichnung Plus Size.
    Zusammenfassend finde ich es für die Zukunft wichtig, dass die Designer erkennen,  dass es nicht nur etwas „Besonderes“, sondern auch förderlich ist, Plussizemodels zu buchen.
    Und: dass die Leute verstehen, dass es nicht reicht, „dick“ zu sein, um Plussizemodel zu werden. Es gelten die selben Anforderungen wie an dünne Models. Ausstrahlung, Disziplin und viel Zeitinvestition sind nötig, um in der Branche Erfolg zu haben.

 

 

  • Hast du persönliche „Problemzonen“, die du nicht so magst?

    Ich denke, jeder hat Problemzonen, oder? Es gibt gute und schlechte Tage. An guten Tagen stehe ich vor dem Spiegel und bin zufrieden mit dem, was ich sehe. An nicht so guten Tagen habe auch ich Pickel, Haare wie ein explodiertes Huhn, einen Speckbauch und wenn das Licht im Bad so richtig gruselig sein will, sieht alles noch viel Schlimmer aus. Dann kann man entweder in Selbstmitleid badend ins Bett kriechen und sich die nächstbeste „wie-verliere-ich-20-kilo-in-5-wochen-diät“ suchen.
    Oder man stellt sich vor den Spiegel, grinst sich 20 Sekunden selbst an (hilft wirklich,  auch wenns nur ein gestelltes Grinsen ist) . Mein Geheimrezept: ich nehme mir Zeit für mein Makeup; ziehe an, worin ich mich am wohlsten  fühle (hohe Schuhe gehen IMMER!) und schon ist alles halb so schlimm. Von  daher: ja,  ich habe Problemzonen, aber ich weiß damit umzugehen – und: das „Problem“ hat man meistens nur selbst,  andere sehen das gar nicht 😉

    (c) Mandy W.

     

  • Was magst du an dir besonders gern?

    Meine Spontanität 😉 Und wenns ums körperliche geht : meine Augen, meine Wangenknochen, meine Kurven (ja wirklich, nicht nur, weil ich das als Plussizemodel sagen muss :D)

 

 

  • Würdest du sagen du liebst dich so wie du bist?

    Ja – mal mehr mal weniger, aber das ist ja vollkommen normal! Wir haben nur diesen einen Körper und  da müssen wir wohl unser ganzes Leben mit verbringen. Also warum sich selbst doof finden? Damit macht man sich doch selbst nur unglücklich.  Klar könnten die Beine straffer , der Bauch flacher oder die Arme trainierten sein. Aber ich denke, den eigenen Körper so zu akzeptieren, wie er ist, ist das allerwichtigste. Nur, wenn man mit sich selbst zufrieden ist,  strahlt man das auch aus. Und wenn man etwas ändern will, muss man eben daran arbeiten und nicht rumjammern 😉

  • War das schon immer so?

    Definitiv nicht! Bevor ich mit dem Modeln angefangen habe, habe ich dieselben Gedanken gehabt, wie viele junge Frauen. Überall dünne Models, in den Medien, Zeitschriften, ü-ber-all. Also: muss ich ja auch dünn sein.Erst indem ich mich mehr mit Thema Plussizemodeling beschäftigt habe, habe ich Frauen kennengelernt , die mit einer weitaus größeren Kleidergröße als ich SO zufrieden waren und das auch ausstrahlen  (ein Riesen Dank und Kompliment an dieser Stelle an Christin Thomsen
    Was zählt ist, dass man gesund ist. Dass man glücklich ist und das auch zeigt.  Und besonders wichtig finde ich, dass man das auch denjenigen vermittelt,  die immer noch der Meinung sind,  dass die Kleidergröße irgendetwas im Leben verändern würde. Ich habe mir irgendwann gesagt: was wäre denn, wenn ich abnehmen würde? Würde meine Familie mich dann lieber haben? Oder meine Freunde?  Würde der Rest der Welt mir Applaus klatschen? Nein.  Es gehört eine Menge Selbstbewusstsein dazu. Aber dass kann man lernen 🙂

 

 

  • Wenn ja, glaubst du man kann es lernen? Woher glaubst du kommt der Unterschied im Selbstwert von Menschen?

    Siehe vorherige Frage 😉
    Zusatz: man kann es lernen, man muss nur den richtigen „Umgang“ haben. Jemand, der dir sagt, dass du zu dick bist, ist NICHT der richtige Umgang. Natürlich will ich ungesundes Übergewicht nicht gutreden. Sobald Übergewicht ungesund wird, dich im täglichen Leben beeinträchtigt und dir Lebensqualität nimmt, ist es nicht mehr gesund und auch keinesfalls wünschenswert. Auch mit einer größeren Kleidergröße hat man keinen Freifahrtschein. Man muss Sport machen und auf sich achten.)Viele Menschen definierten sich immer noch über die Kleidergröße.  Das einzige „Problem „ ist nicht das Übergewicht,  sondern die Sicht der Gesellschaft. Auch mit einer Größe 44 oder 48 kann man sportlich, gesund und fit sein. (Siehe Ashley Graham, ich bezweifle, dass einige der Mädels, die sich aufs Dünnsein konzentrieren,  annähernd so sportlich und Leistungsfähig sind wie sie )

 

 

  • Warst du schon immer „Plus Size“ oder gab es einen Grund für eine Gewichtszunahme?

    Ich trage schon seit ich ca. .. 17 bin Kleidergröße 42. Es gab also keinen besonderen Grund (außer vielleicht die Pubertät :D) für diese Gewichtszunahme.

 

 

  • Hast du jemals eine Situation erlebt, wo du dich durch dein “Übergewicht“ eingeschränkt oder weniger wertgeschätzt gefühlt hast? Magst du davon erzählen?!

    Nein, das würde ich mit Kleidergröße 42 aber auch echt traurig finden.

 

 

  • Hast du schon einmal eine Diät gemacht bzw. etwas gegen dein „Übergewicht“ unternommen?

    Ich habe keine Diät, aber eine Ernährungsumstellung gemacht und damit auch einige Kilo abgenommen. Aber ich esse, koche und backe  einfach zu gerne 😀  ich versuche trotzdem darauf zu achten, ausgewogen zu essen und verzichte abends hin und wieder auch auf Kohlenhydrate.  Außerdem habe ich mir angewöhnt nur noch so viel zu essen, bis ich satt bin.

 

 

  • Würdest du dich schlank wünschen, wenn du könntest?

    Natürlich wünscht man sich manchmal, schlanker zu sein, gerade wenn es um stylische bauchfreie Tops oder süße Bikinis geht  (die es leider immer noch nicht in großen Größen zu geben scheint) 😀 aber auf der anderen Seite wäre das dann auch nicht mehr ich. Deshalb bin ich sehr zufrieden so wie es im Moment ist.

 

 

  • Hast du Tipps für Mädels/Jungs, die auch an so einem Contest mitmachen möchten?

    Sei du selbst. Sei selbstbewusst, du bist jemand,  du kannst etwas! Ansonsten: auf hohen Schuhen laufen üben  (ist einfach grundsätzlich wichtig) und an der Ausstrahlung arbeiten. Selbstbewusstes, natürliches und seriöses Auftreten ist wichtig!

    (c) Mandy W. – Mandy auf den Plus SIze Fashion Days mit Manuel Cortez (bekannt aus Schrankalarm)

     

    (c) Mandy W. – „fashion & dance Show“ im citti Park in Kiel
    (c) Mandy W. – bei der Fräulein Kurvig Wahl
  • Was würdest du sagen, ist die wichtigste Botschaft, die du als Plus Size Model/Bodypositivity-Unterstützer gern vermitteln würdest?

    (Eigentlich alles, was ich bei den Fragen so geschrieben habe :D) Der Wert eines Menschen wird nicht über seine Kleidergröße definiert. Jeder Mensch ist unterschiedlich und das ist auch gut so. Sei offen und tolerant,  unterstütze andere bei ihren Vorhaben und du wirst dieselbe Unterstützung erhalten.  Wenn man etwas wirklich will, investiere in deinen Traum! Es kostet Zeit, Geld , Nerven,  blasige Füße, und viel Geduld. Aber es lohnt sich.

 

 

  • Hast du ein Vorbild, das dich in deiner Plus-Size-Tätigkeit bestärkt?

    International : Ashley Graham (wie schön ist diese Frau bitte?)
    National : Christin Thomsen und Angelina Kirsch

 

 

  • Wie sieht dein weiterer Weg aus? Hast du geplante Projekte, Pläne, Wünsche im Zusammenhang mit dem Plus Size Modeln?

    Ich hoffe auf weitere interessante Jobs ,wie zum Beispiel die Modenschau für Ulla Popken. Ansonsten ist das modeln für mich ja immer noch nebenberuflich. Ich werde weiterhin als Model für Fotoworkshops arbeiten und Shootings machen, denn an Shootings habe ich super viel Spaß !

 

(c) Mandy W.
(c) Mandy W.

Und nun habt ihr heute zwei wunderbare Frauen aus der Plus Size Community kennengelernt.
An dieser Stelle auch an Mandy vielen vielen Dank für deine Unterstützung, deine
ausführlichen Antworten und die wunderschönen Bilder. Ich hoffe du erreichst alles, was du
dir wünschst und deine Modelkarriere wird noch lange und steil noch oben weiter gehen 🙂
Danke an alle fürs Lesen. Freut euch auf mehr in der nächsten Woche.

Küsschen an alle, eure Stephie

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