Einen wunderschönen Tag ihr Lieben,
wer fleißig meiner Facebook-Modelseite folgt, der weiß, dass mein letztes Wochenende alles andere als ruhig verlief. Und da ich nun endlich zuhause – in Deutschland – bin und ein bisschen Ruhe einkehrt, möchte ich euch davon erzählen.
In Wien bzw. Österreich – wo ich ja nun (sehr glücklich übrigens) studiere, ist das Thema „Plus Size“ noch nicht wirklich angekommen. Wenige Geschäfte (z.B Grandios, STOR; und Design for You) und tolle einzelne Engangierte (z.B. Bobby von Curvect, das gesamte CurVienna Team und ein paar andere Plus Size Models) geben zwar ihr Bestes, doch wir müssen uns schon eingestehen: Österreich braucht noch ein bisschen. Wir sind aber glaube ich alle sehr sehr zuversichtlich, dass auch das schöne Österreich bald vom neuen Denken in Deutschland profitiert.
Jetzt werden viele Deutsche von euch sagen: HIER läuft das auch noch nicht so richtig. Stimmt! Die ganze Bodypositivity-Bewegung ist auch in Deutschland noch neu, aber dort/hier, gibt es tolle Frauen, die in diesem Bereich schon Unglaubliches erreicht haben. (z.B. BodyLove by Silvana Denker)
So ziemlich DIE FRAU in der Plus Size Branche ist Tanja Marfo. – viele von euch werden sich jetzt fragen: „Was quatscht sie hier so lange um den heißen Brei, wir kennen Tanja!“. Ich habe allerdings festgestellt, dass es gar nicht so selbstverständlich ist, dass man zum Beispiel eine Silvana Denker kennt – trotz dass sie weltweit in den Medien war. Wirklich schade.
Daher nun weiter kleinschrittig für alle Unwissenden.
Also die wunderbare Tanja Marfo ist in der Plus Size Branche nicht wegzudenken, da sie neben der Agentur „Kurvenrausch“ auch seit 2014 die „Plus Size Fashion Days“ veranstaltet. Dieses Event wächst seit den letzten Jahren stetig und ist von einem kleinen Laufsteg zu einem der schillernsten Veranstaltungen rund um Kurven in Deutschland geworden. Mit unglaublicher Professionalität und bereits im letzten Jahr tollem Star-Aufgebot wird hier unter anderem von David Hasselhoffs Tochter Hayley das Neueste zum Thema Plus Size Fashion gezeigt.
![]() |
(c) http://fashiondays.kurvenrausch-hamburg.de |
Nun, Schluss mit allen Erklärungen – zuhause habe ich das, glaube ich, jetzt schon hundert Mal für Onkel, Tanten, Freunde und sonstige Familie erklärt – jetzt verweise ich wahrscheinlich nur noch auf diesen Blogpost. *lach*
ICH WAR BEIM CASTING. Aus Wien sich zum Casting nach Deutschland aufzumachen, bedeutet immer sehr sehr viel Investition von Zeit, Geld und Nerven. Aber ich konnte nicht anders. Ich musste unbedingt zum Casting – und sei es nur um diese Menschen, die ich aus der Ferne beobachte und bewundere endlich einmal kennenzulernen.
Das „nahe liegendste“ Casting war dieses Jahr das in Köln und so verband ich meinen Castingbesuch mit dem Besuch einer lieben Freundin und der Weiterreise nach Hause. Hört sich praktisch an – glaubt mir – WAR ES NICHT. Beladen mit allem, was frau so über Monate braucht (werde bis September in der Heimat bleiben) startete ich Donnerstag Abend in Wien und machte mich auf den Weg nach Köln. Der neue Koffer erwies sich als tolle Investition, wo viel Hineinpasst – der einzige Nachteil: alles was hineinpasste wog. So ging es für mich also zum Hauptbahnhof mit einem TONNENSCHWEREN Koffer und einem Suitcase-Weekender. Ich bin wirklich kein Jammerlappen und ein super Umzugshelferlein, aber dieser Koffer war einfach zu schwer. So hing ich an der alten Straßenbahn und die drei Stufen zum Einsteigen erwiesen sich als erstes Hindernis auf meinem Wochenendtrip. Keine Chance. Ich habe den Koffer einfach nicht weiter heben können. Ein netter junger Mann in der Straßenbahn half mir dann, den Koffer die Stufen hochzuhiefen, aber sein Blick sagte eher „FRAUEN!!“ samt Augenrollen. Das war mir nun wirklich schon unangenehm und ich fürchtete mich vor allem weiteren Ein- und Aussteigen. (Zwischenfakt: ich hatte bei 2 Straßenbahnen und schlussendlich 4 Zügen schnell ein- und wieder auszusteigen. HORROR)
![]() |
Völlig erschöpft und ungeschminkt auf dem Weg von Wien nach Köln. |
Na gut – genug gejammert – ich war ja selber Schuld und glaubt mir, ich habe daraus gelernt. Nach etwa 11 Stunden nicht bequemer, aber – dank meiner Abteilbekanntschaften – netter Fahrt, kam ich dann nun endlich in Köln an und musste folgendes feststellen: die deutsche Bahn denkt bei den Schließfächern für Koffer nicht an Studenten (war mir viel zu teuer!!!!!) und ein VIEL zu großer Teil Kölns besteht aus meinem geliebten Kopfsteinpflaster. (Okay, ich jammere schon wieder. Schluss jetzt!) So holperte und polterte ich also zum (Gott sei Dank sehr nahen) Dom und zum Rhein – das wollte ich mir trotz Koffer nicht nehmen lassen.
![]() |
Der Kölner Dom |
![]() |
Am Rhein *_* |
Völlig hinüber nutzte ich das natürliche Licht am Rhein (*lach*) um mein Make-Up fürs Casting aufzulegen, aber wo sollte ich mich nun umziehen?! Schließlich konnte ich nicht im durchgeschwitzen Reiseoutfit zu einem solchen Casting gehen. Der Bahnhof war kein wirkliches Thema für mich und meine erste Idee waren die McDonalds Toiletten. Die, die ich abseits des Bahnhofes fand war allerdings viel zu klein. Es passte nicht mal mein Koffer mithinein. Ich war bestimmt samt Koffer eine Stunde unterwegs und suchte nach einer großen öffentlichen Toilette. Okay und dann hatte ich wirklich Glück und fand sie. Nach einer gefühlten Generalsanierung, sah ich dann nun endlich einigermaßen „Casting-Ready“ aus und begab mich völlig erschöpft zum Casting im Ulla Popken Store (Breite Straße, Köln).
![]() |
Umgezogen, geschminkt, Zähne geputzt – auf zum Casting *lach* |
Meine Erschöpfung, als ich den Koffer endlich in die Ecke stellen konnte, war wie weggeblasen. Im hintersten Teil des Stores saßen nun endlich die 3 Juroren, denen ich mich so unbedingt vorstellen wollte: die liebe Tanja, Bloggerin Samela (Samelacurve) und Designer Franco Stork (Stork Couture). Und jetzt stellt ihr euch sicher einen nervösen, ruhigen Raum mit lauter piepsigen „Models“ vor – PUSTEKUCHEN. Ich füllte meinen Anmeldebogen aus, lies mich ausmessen und hatte fast vergessen, dass ich bald vor die Jury muss, denn ich saß zwischen unglaublich lieben Mädels. Alle tauschten sich aus – woher kam man, was machte man… Es war wie ein riesiges Kaffeekränzchen. Es stellte sich heraus, dass einige schon meine Interviews hier auf Kurven & Kanten gelesen hatten und ich wurde sogar (ohne davon zu erzählen) sofort erkannt. (Danke liebe Ricky, MADE MY DAY!)
![]() |
Der Jury-Tisch – von rechts: Samela, Tanja und Franko |
Das war alles so unglaublich für mich, da ich mich doch eher noch als Plus Size Model definiere, statt als Bloggerin. Es ist dann der Wahnsinn, wenn man hört, dass man gelesen wird.
Also Mädels, danke danke danke. Es war so toll, euch alle kennengelernt zu haben, ich drück euch allen die Daumen und hoffentlich sieht man sich mal wieder.
Was euch wahrscheinlich mehr interessiert, ist das richtige Casting. Ich war an dem Tag Nummer 27 – von noch endgültig erscheinenden 81 Mädels. Mit meiner Modelmappe bin ich vor die Jury und Tanja wusste direkt, wer ich bin. Durch eine Kooperation mit dem Lable Murek International hatten wir schon einmal Emailkontakt und ich hab mich gefreut dich endlich mal persölich zu treffen, Tanja 🙂 Dann schauten alle drei zusammen meine Mappe mit bisherigen Arbeiten durch, mir wurden ein paar Fragen gestellt und mein Angstpart folgte: das Laufen. ich sollte vor ihren Augen hin und her gehen, wie man es auf einem Laufsteg so macht – natürlich mit hohen Schuhen. Jetzt denk ihr sicher: „Angstpart?? Das Laufen gehört doch zum Modelsein“ – stimmt! Aber meine Füße und ich stehen schon immer auf „Kriegsfuß“ miteinander. *lach* – ich bin nämlich eigentlich so eine alte Stolperliese. Beim Spazierengehen mit dem Hund kann es schon mal passieren, dass ich plötzlich einfach mal so vom breiten Gehsteig falle – weil ich, wie mein Papa sagte – ein „Pendel“ bin und nicht immer ganz gerade laufe. *lach* Seit ich modele übe ich natürlich und ich trage auch so gern hohe Schuhe, doch meine Paradedisziplin wird es wohl eher nicht werden.
So wurde mir dann, wie anderen auch, Samela zur Seite gestellt und wir sind nochmal zusammen gelaufen. Samela, danke für deine Tipps. Es sind meist Kleinigkeiten, die wirklich helfen.
Nach dem Laufen bekam man Feedback, es wurden noch ein paar Fragen gestellt, aber es glich eher einer Unterhaltung, als dass man irgendwie bewertet wurde. Die Atmosphäre war wirklich angenehm. Nachdem ein paar Bilder von mir gemacht wurden, bekam ich noch einen ganz ganz tollen Goodiebag von Ulla Popken und Studio Untold. Es war geschafft.
![]() |
Hier wurden die Anmeldebögen ausgefüllt und die Maße genommen. |
![]() |
Überall nette, freundliche Menschen 🙂 |
![]() |
Natürlich wurde zugeschaut und unterstützt. |
![]() |
Und bei einem Gläschen Sekt eine Runde „geschnackt“. |
Ich blieb noch, weil die Atmosphäre so toll war, ich die Mädels, die ich kennengelernt hatte, gleich ins Herz geschlossen hatte und ich noch mitfieberte. – Okay und weil ich etwas Angst vor der Weiterreise mit Koffer hatte. Und jetzt heißt es warten. Hab ich Chancen?! Das kann man bei Castings nie so sagen. Ich glaube, ich habe mich so gezeigt, wie ich bin: offen, herzlich, fröhlich und „totally in love“ mit Mode und der Bodypositivity-Idee. Ich hatte schon so manches Casting, da war ich so aufgeregt, dass ich das Gefühl hatte, mich nicht wirklich „zeigen“ zu können, denn ich bin ja viel mehr als mein Gesicht und meine Kurven. Beim Casting der Plus Size Fashion Days habe ich mich sehr wohl gefühlt und konnte einfach und entspannt Ich sein 🙂 Danke dafür an das Team und nochmals an die tollen Mädels, die ich getroffen habe.
Natürlich hängt von der Wahl – besonders bei Fashion Shows – viel davon ab, welche Models man bereits gebucht hat. Welche Konfektion sie haben, welcher Typ sie sind und welche Haarfarbe sie haben… und und und.
Es wurden bereits der tolle Micha, den ihr aus einem meiner Interviews und von der Wahl zum Mister Plus Size Germany kennt, der fesche Giorgi, die Niederländerin Melek und die schöne Carolin mit ihren tollen blonden, kurzen Haaren für die Plus Size Fashion Days von der Jury bestimmt. (zur Facebookseite)
Jetzt kann man rumrechnen – „Nehmen sie noch ein Model mit kurzen, blonden Haaren…?“ – „Habe ich überzeugt?“ – „Bin ich zu schlecht gelaufen?“… Mach ich aber nicht. Es war eine tolle Erfahrung und sollte ich dieses Jahr nicht dabei sei, macht euch darauf gefasst – liebes PSFD-Team – ihr werdet mich nicht los. Nächstes Jahr werde ich dann wieder dabei sein! *lach* … mit leichterem Koffer 😉
Ich hoffe, euch war das jetzt nicht alles zu viel Text und ihr habt es genossen, den Tag mit mir noch einmal zu durchleben. Und vielleicht treffe ich euch dieses Jahr auf den Plus Size Fashion Days oder nächstes Jahr beim Casting? 😉 Drückt mir die Daumen, dass ich überzeugt habe! Ich möchte es wirklich richtig richtig gern :))))
Küsschen aus meiner schönen Heimat,
Stephie
P.S.: Jeder, der sich auf den Fotos erkennt und dieses nicht möchte, kann mir gern eine Nachricht an stephanie.lueer@ymail.com schreiben. Ich lösche es dann. 🙂 Danke.